Sind grüne Smoothies ungesund?

Sind grüne Smoothies ungesund?

Die Gerüchteküche brodelt mal wieder:  Oxalsäure in grünen Smoothies? Nierensteine als Ergebnis aus einer Kombination aus Obst, Gemüse und Wasser? Darmüberlastungen und sogar Lebensmittelvergiftungen durch den grünen Rohkostbrei? Machen uns  grüne Smoothies nun schlank und schön, halten uns fit und gesund? Oder sind grüne Smoothies ungesund und sogar gefährlich? Der Reihe nach…

Vor gut zehn Jahren mixte Victoria Boutenko den ersten grünen Smoothie – und wurde damit zur „Botschafterin“ grüner Smoothies. Was in den USA schnell zum Ernährungsboom wurde, ist seit einigen Jahren auch bei uns zur Gesundheitsbewegung geworden: Auch Verfechter der veganen Küche wie Attila Hildmann und Björn Moschinski haben die grünen Smoothies populär gemacht. Mittlerweile können wir aus einer schier unendlichen Auswahl an Rezepten aus Büchern, Magazinen, Blogs, YouTube Videos und Fernseh-Sendungen wählen. Aber wie das mit Trends so ist – Gegenstimmen lassen nicht lange auf sich warten.

Das ist per se nicht schlecht – schließlich lohnt es sich immer, sich kritisch und reflektiert mit neuen Entwicklungen und besonders mit solchen, die unsere tägliche Nahrungsaufnahme betreffen, auseinander zu setzen. Seit einiger Zeit sprechen sich immer mehr Stimmen verschiedener Magazine gegen die gesundheitsfördernde Wirkung grüner Smoothies aus. Mehr noch: Es ist sogar von Gefahren für unseren Körper zu lesen. Das kann natürlich verunsichern. Gerade, wenn man mit der Zubereitung von Smoothies anfängt, kommen nach der Lektüre von Schauergeschichten Zweifel auf, ob der Kauf des Hochleistungsmixers wirklich so eine gute Idee war. Besonders Eltern dürften sich dann fragen, ob sie ihren Kids mit Smoothies etwas Gutes tun oder ihnen eher schaden. Aber bevor alle Smoothie-Mixer in den Schrank gestellt werden, wollen wir uns mit den vermeintlichen Gefahren auseinandersetzen.

Was ist also dran, an den Gerüchten um Nierensteine durch Oxalsäure, Darmüberlastungen und sogar Lebensmittelvergiftungen durch die grünen Fitmacher?

Kritik 1: Giftige Stoffe

Oxalsäure im Rhabarber

Rhabarber enthält die viel diskutierte Oxalsäure

Der wohl herausragendste Kritikpunkt, wenn es um Smoothies geht, ist die Gefahr giftiger Stoffe: Oxalsäure, wie sie in Rhabarber oder Mangold vorkommt, soll Nierensteine begünstigen, goitrogenen Substanzen aus Meerrettich, Radieschen und Kohl hemmen die Aufnahme von Jod und haben somit negativen Einfluss auf die Bildung von Schilddrüsenhormonen und schließlich ist die Rede von Lebensmittelvergiftungen durch EHEC-Keime in Sprossen.

Aber hier kann Entwarnung gegeben werden: Es stimmt zwar, dass Oxalsäure in großen Mengen Nierensteine begünstigt, allerdings haben Ballaststoffe aus Pflanzenfasern eine bindende Wirkung, d.h. die Oxalate werden wieder ausgeschieden. Ähnlich verhält es sich mit den goitrogenen Substanzen: Auch hier macht es die Menge. Und auch die Experten geben Entwarnung: „Eine echte Gefahr durch grüne Smoothies besteht nicht. Die meisten Schadstoffe scheidet der Körper wieder aus – und der gesundheitliche Nutzen der grünen Drinks überwiegt bei weitem“, sagt Monika Bischoff, Ernährungsexpertin vom Krankenhaus Barmherzige Brüder in München, in einem Artikel auf focus.de.

Bliebe noch die Frage nach Lebensmittelvergiftungen: Grundsätzlich ist bei den EHEC-Erregern, die vor einigen Jahren in Sprossen vorkamen, kaum jemand geschützt. Wir empfehlen daher bei Blattsalaten auf frische Produkte und eine vernünftige Lagerung zu achten.

Kritik 2: Zu wenig Eiweiß und Fette

Wer sich beispielsweise für eine Detox-Kur mit Smoothies entscheidet kann zwischen verschiedenen Varianten wählen: Von drei bis 21 Tagen ist alles dabei. Der Gedanke dabei ist, den Körper mit Smoothies zu entlasten und mit Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und Antioxidantien wieder auf Vordermann zu bringen. Die Idee vom Entschlacken oder Entgiften ist nicht neu und auch ältere Fastenkuren müssen sich immer wieder der Kritik einer Unterversorgung mit Proteinen und Fetten stellen. Experten geben allerdings Entwarnung: Zehn Tage mit reiner Pflanzenkost sind für den Körper kein Problem, sagt Bischoff auf focus.de.

Weiße Smoothies

Weiße Smoothies mit roh gesättigten Fettsäuren

Wer länger mit Smoothies entgiften möchte, kann mit Zusätzen wie veganem Proteinpulver, Hanfprotein und Süßlupinenmehl den Eiweißbedarf decken. Hochwertige Öle wie Leinöl liefern Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren. In einem Smoothie empfehlen wir zudem auch verstärkt rohe Zutaten – so auch die rohen gesättigten Fettsäuren in weißen Smoothies.

Und wer seine tägliche Obst- und Gemüseportion in Smoothie-Form zu sich nimmt und ansonsten auf eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung achtet, kann sowieso aufatmen: Dann sind zahlreiche lebensnotwendige Mikronährstoffe ausreichend vorhanden.

Kritik 3: Überforderter Verdauungstrakt

Grüner Smoothie mit Avocado

Ein Grüner Smoothie kann auch die Verdauung fördern

Eine gute Verdauung sagen die einen, Überforderung die anderen – was ist denn nun richtig? Wahr ist: Pflanzliche Ballaststoffe sind für eine gesunde Darmflora und dementsprechend für eine gute Verdauung unabdingbar. Je nachdem, welche Obst- und Gemüsesorten man wählt, ist auch die Auswirkung auf unser Darmsystem. So kann ein grüner Smoothie aus Avocado, Spinat, Trockenfrüchten und Leinsamen wahre Wunder bei Verstopfung bewirken.

Fakt ist aber auch, dass eine Ernährungsumstellung auch immer eine Umstellung für den Körper ist: Wer sich lange Zeit überwiegend von fettigen und zuckerhaltigen Lebensmitteln ernährt hat und dann mit einer radikalen Detox-Kur auf Smoothies umstellt, wird um Bauchgrummeln nicht herumkommen. Das alles ist aber kein Grund zur Besorgnis, sondern nur ein Zeichen dafür, dass sich der Körper umstellt. Das kann schon mal einige Tage bis Wochen dauern und ist sehr individuell. Aber wer durchhält, wird belohnt. Denn nicht ohne Grund sehen so viele Menschen – Experten und Konsumenten gleichermaßen – vorrangig die positiven Effekte.

Sind grüne Smoothies ungesund? Unser Fazit

Grüne Smoothies

Sind Grüne Smoothies ungesund?

Vermeintliche Gefahren, die von Smoothies ausgehen sollen und verstärkt publiziert werden, sollten auf jeden Fall hinterfragt werden: Wer rohes Obst und Gemüse im Mixer zu einem Smoothie verarbeitet, erleidet aber nicht automatisch eine Lebensmittelvergiftung oder erkrankt an Nierensteinen. Die Wahrscheinlichkeit, sich besagte Krankheiten zu holen, ist durch andere Faktoren wesentlich höher und die gesundheitsfördernde Wirkung von Smoothies ist gewichtiger zu bewerten: Denn wie kann man einfacher und schneller seine tägliche Portion Vitalstoffe zu sich nehmen, als mit einem Smoothie bestehend aus Obst, Gemüse, Blattgrün und Wasser?

Dennoch sollte nicht einfach alles, was das Obst- und Gemüseregal hergibt, wahllos in den Mixer geworfen werden: Auch hier ist etwas Hintergrund-Wissen gefragt, da verschiedene Kombinationen von Nahrungsmitteln auch unterschiedliche Auswirkungen auf unseren Organismus haben.

Aber dank Büchern, Magazinen oder Blogs wie unserem können wir uns an einer Menge an Informationen zu gesunden und vor allem leckeren, cremigen Smoothies erfreuen und dem Spaß beim Mixen steht nichts im Wege.