Interview mit Dr. Urs Hochstrasser über seine Ziele, Rohkost, Mixer und viele Tipps

Der aus der Schweiz stammende Dr. Urs Hochstrasser ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Rohkost-Zubereiter. Er studierte Ernährungswissenschaft, Psychologie sowie Alternativmedizin und Akupunktur. Heute arbeitet er als Ernährungsberater und Entwickler der Haute Cuisine Crue – der neuen Rohkost-Küche. Zusammen mit seiner Frau Rita Hochstrasser hat er in der Schweiz ein Zentrum für Rohkost und Gesundheit eröffnet, gibt eine Vielzahl an Seminaren, hält Vorträge und organisiert zahlreiche Events.

Heute steht Herr Dr. Hochstrasser smoothie-mixer.de für ein Interview zur Verfügung.

Smoothie-mixer.de: Herr Dr. Hochstrasser, Sie haben Ernährungswissenschaft, Psychologie, Alternativmedizin und Akupunktur studiert. Können uns Sie uns kurz schildern, warum sich die Ernährung in Ihrem Leben durchgesetzt hat und Sie heute als Ernährungsberater und Rohkost-Koch und nicht als Arzt arbeiten?

Urs Hochstrasser

Der Rohkost-Experte Dr. Urs Hochstrasser bei uns im Interview

Dr. Urs Hochstrasser: Ja, das ist ganz einfach. Ursprünglich komme ich aus dem Gastgewerbe und habe auch als Küchenchef damit die Versorgung der Menschen aus dem FF gelernt. Nachdem ich aufgehört hatte zu rauchen und Fleisch zu essen, arbeitete ich in der Bircher-Benner-Klinik. Dort habe ich gesehen, dass bei Menschen über die Nahrungsaufnahme viele Schwierigkeiten auftreten. Ich wollte das dann selber wissen und ernährte mich für zwei Monate strikt mit Rohkost. Mir ging es danach so gut, dass ich mich für Rohkost entschieden habe. Ich wählte für mich die Aufgabe, eine Ernährungsform in Rohkost auszuarbeiten, die gut schmeckt, schön aussieht, machbar ist, und alle Bedürfnisse der menschlichen Ernährung decken kann. Diese Ernährungsform ist sehr kreativ. Am Anfang fanden vorwiegend Menschen mit gesundheitlichen Problemen zu mir. Es kam keiner zu mir der gesagt hat, dass er völlig gesund sei. Oder es gehe ihm unwahrscheinlich gut, aber er möchte jetzt einfach Rohkost essen. Um diesen Menschen zum Erfolg zu verhelfen, musste ich mehr wissen, als nur über Ernährung. Dadurch ging es bei mir weiter mit dem Studium. Wobei ich sagen muss, Psychologie habe ich schon vorher gelernt. Für mich war es wichtig im Management die Psyche der Menschen zu kennen und dass die Menschen, sowohl die Vorgesetzten als auch die anvertrauten Mitarbeiter, eine sichere Führung und eine angenehme Zusammenarbeit finden. Das war mir als Mensch wichtig. Deshalb habe ich diese Ausbildungen gemacht.

Was sind aktuell Ihre größten beruflichen Herausforderungen?

Dr. Urs Hochstrasser: Meine größten beruflichen Herausforderungen im Moment sind: Die Menschen, die Rohkost essen, zu unterstützen sich in die Gesellschaft integrieren zu können. Denn im Moment ist es so, dass diese Menschen aktuell noch in der Minderheit sind und sich manchmal ausgegrenzt fühlen. Essen ist in der Gesellschaft sehr wichtig und manchmal macht man das bis zu 5-mal am Tag. Und in der Zusammengehörigkeit fühlen sich die Menschen oft ausgegrenzt. Da braucht es eine stabile und kräftige Persönlichkeit. Nicht jeder bringt diese mit. Da versuche ich den Menschen Möglichkeiten und Techniken zu zeigen, mit denen sie sich hier durchsetzen können.

Rohkost Events

Im Zentrum für Rohkost Gesundheit können Interessierte an spannenden Events teilnehmen und jede Menge Tipps erhalten.

Hier würde ich gerne kurz einhaken. Was sind denn Ihre 3 besten, persönlichen Tipps für angehende Rohköstler, damit diese „durchhalten“?

Dr. Urs Hochstrasser: Vorab … sich auf keinen Fall Rohköstler zu bezeichnen, sondern man sollte den anderen Menschen auch als Mensch begegnen. Rohkost essen ist eine Tätigkeit und keine Seins-Form. Wenn ich sage, dass ich ein Rohköstler bin – wie soll sich das Gegenüber bezeichnen?

Weiter sollte man den Gewinn dieser Ernährungsform in den Vordergrund stellen und nicht den Verzicht. Man sollte auf die Vorteile hinarbeiten und nicht zurückblicken, wie z.B.: „Oh, jetzt kann ich keine Teigwaren mehr essen“, wie auch „das und jenes darf ich nicht mehr.“ Da muss man seine Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorne schauen auf das, was man will.

Dann sollte man sich bewusst sein, dass niemand das Recht hat, einem vorzuschreiben, was man sich in seinen Mund schiebt. Das ist ganz alleine eine persönliche Sache.

Warum sollte ich mich überhaupt von Rohkost ernähren? Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Vorteile der Rohkost?

Dr. Urs Hochstrasser: Wenn Ihnen Tierschutz, Umweltschutz, persönliche Gesundheit, geistige Flexibilität, enorme Wachheit und Wohlfühlen wichtig sind, dann sind sie mit Rohkost goldrichtig.

Gibt es auch Argumente, die wiederum gegen Rohkost sprechen?

Dr. Urs Hochstrasser: Dagegen sprechen würde höchstens, dass man sich nicht mehr auf dem gesellschaftlichen Dahinschlittern ausruhen kann, sondern dass man sich aufraffen muss, selber Verantwortung zu übernehmen über das was man tut. Es benötigt etwas Disziplin – vor allem am Anfang. Dagegen spricht vielleicht auch, dass wenn man unterwegs ist, man selber schauen muss, dass man verpflegt ist. Man kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass man sich irgendwo in ein Lokal hineinsetzen kann, und dort gut ernährt wird. Auf Reisen bedeutet diese Ernährungsform einen erhöhten Aufwand und das ist zurzeit noch ein Nachteil.

Was essen Sie aktuell an einem typischen Tag? Was sind Ihre Grundnahrungsmittel?

Dr. Urs Hochstrasser: An mir können sie sich nicht orientieren, weil ich keinen typischen Tag habe. Bei mir sieht wirklich jeder Tag anders aus. Es gibt Tage, an denen esse ich nur abends oder schiebe mir ein, zwei Rohkost-Cracker in den Mund. Dann gibt es Tage, da setze ich mich mit Menschen zusammen und esse etwas zu Mittag oder auch etwas am Abend. Je nachdem was ich gerade tue. Das hängt von meiner Tätigkeit ab. Meistens nehme ich am Morgen ein Mandelmilch-Shake, mit Früchten, Gemüse oder Kräutern. Je nachdem was ich gerade entscheide, was ich brauche. Und das reicht dann schon. Es kann sein, dass ich mal einen Apfel nehme, den mit etwas Wasser, Mandelpüree und Apfeldicksaft, in den Mixer gebe, den laufen lasse und das ist dann unsere Mahlzeit.

Apropos Mixer, gutes Stichwort. Wir stellen ja auf unserer Seite smoothie-mixer.de die beliebtesten Mixer vor. Darf ich in diesem Zusammenhang fragen, welchen Mixer sie verwenden?

Dr. Urs Hochstrasser: Ich verwende vorwiegend einen Vitamix und zwar aus dem einfachen Grund, weil der eine stufenlose Geschwindigkeitsschaltung hat. Der hat eine übersichtliche Armatur ohne viele vorgegebene Programme. Ich benötige keine Vorprogrammierungen, denn ich wähle selbst, wie hoch die Geschwindigkeit der Messer sein muss, wie lange der Mixer laufen soll und wie fein ich es haben will. Daher ist das für mich sehr bequem.

Haben Sie den Klassiker von Vitamix ohne Programme, den Vitamix TNC 5200 oder den Pro 300?

Dr. Urs Hochstrasser: Bei uns laufen verschiedene Modelle.

Passen Smoothies und Rohkost gut zusammen?

Dr. Urs Hochstrasser: Ja natürlich, insofern die Smoothies Rohkost sind. Die Bezeichnung Smoothies kommt ja aus dem Amerikanischen und heißen übersetzt „fein, zart, sämig“. In Amerika bedeutet Smoothies aber nicht unbedingt, dass es Rohkost ist. Die Amerikaner verwenden viel Rahm, Joghurt, und sie gebrauchen für die Smoothies auch Milch, Quark, usw.
Die veganen Rohkost-Smoothies dürfen absolut sämig sein und können schnell zubereitet werden. Wir haben auch eine Smoothie-Broschüre mit vielen verschiedenen tollen Rezepten geschrieben.

Mangold Smoothie

Grüner Smoothie mit Mangold

Wie entstehen eigentlich Ihre Ideen und Rezepte? Testen Sie selbst zu Hause oder holen Sie sich Tipps von Freunden oder Bekannten?

Dr. Urs Hochstrasser: Das geschieht auf vielfältige Arten. Zum Beispiel bin ich letztens auf dem Markt an einem Stand vorbei spaziert, der Frühlingsrollen und sweet and soure Sauce verkauft hat. Da habe ich mich zurückerinnert, wie Frühlingsrollen damals geschmeckt haben und was wir da hineingepackt haben. Ich habe so richtig Lust darauf bekommen, ging dann nach Hause und habe Frühlingsrollen kreiert. Ich habe ja früher auch indische Restaurants geführt. Daher dachte ich mir, wenn man rohköstliche Frühlingsrollen und feine Saucen in thailändischer Form machen kann, funktioniert das auch mit Samosas, das sind gefüllte Dreiecke aus der indischen Küche mit einer anderen Füllung. Dann wird geprüft, ob das hinhaut und so entstehen Ideen. Ich teste dann so lange, bis ich das Ergebnis erreiche, welches ich mir wünsche.

Gefüllter Kürbis

Bleibt einmal Gemüse übrig, dann versuchen Sie das Beste daraus zu machen 🙂

Manchmal bleibt auch Gemüse übrig und dann überlege ich mir, was ich daraus gerne machen würde. Es gibt verschiedene Richtungen, die mich dazu bringen, etwas Neues auszuprobieren. Manchmal gehe ich irgendwo vorbei, sehe etwas das mich interessiert und denke mir, dass man das rohköstlich viel schöner und bunter machen könnte.

Was halten Sie von folgender Prognose: Im Jahre 2020 wird jeder 10. Haushalt in Deutschland und der Schweiz einen eigenen Mixer zu Hause haben und sich gesund ernähren.

Dr. Urs Hochstrasser: Das wäre natürlich schön. Es wäre sogar noch schöner, wenn jeder zweite einen hätte. Oder gar jeder! 🙂
Gerade für uns Menschen, die sich immer relativ wenig Zeit zum Kauen nehmen und aufgrund der Gewohnheit durch das gekochte Essen auch sehr schlecht kauen, wäre das gut. Wenn man nun zur Rohkost kommt und das mit einem Mixer zerkleinert, dann hat man Zeit gespart und kann es trotzdem gut einspeicheln. Oder auch für Menschen mit einem Gebiss, welches nicht mehr das ist, was es einmal war, wäre das ein Vorteil.

Gibt es bei der Rohkost nur ganz oder gar nicht oder darf man auch zwischendurch einmal sündigen?

Dr. Urs Hochstrasser: Dürfen tut jeder! In der Rohkost bestehen kein Gesetze, die bestimmen was man darf und was nicht. Das muss jeder selber wissen. Es ist für mich persönlich aber einfacher, wenn ich bei Rohkost bleibe und keine zweite Diskussion zulasse. Dann schleicht sich auch der Schlendrian nicht ein. Die gekochte Nahrung hat einfach ein Suchtpotenzial – ähnlich wie bei einem Raucher, der versucht aufzuhören, aber weiterhin einmal in der Woche raucht. Wenn er dagegen entscheidet, dass er komplett aufhört, ist das Suchtpotential nicht so hoch und er wird es viel eher schaffen. Es ist ähnlich, wie wenn jemand im Alkoholkonsum labil ist und sagt: „hier und da trinke ich ein Glas Wein, und immer mal wieder eine Flasche Wein mit Freunden“. Das reißt ein und plötzlich trinkt er täglich. Dann muss jeder selber wissen, wie es am einfachsten geht. Letztlich trägt doch jeder selbst die Verantwortung über seinen Körper und darf jederzeit selbst entscheiden.

Das Auge isst ja mit und auch das Geschmackserlebnis ist den Menschen wichtig. Haben Sie hier gute Tipps für unsere Leser?

Dr. Urs Hochstrasser: Gerade deshalb haben wir ja die Gourmet-Rohkost entwickelt und haben die Rohkost soweit ausgearbeitet, dass man weiß, wie man diesen Momenten begegnen kann, wenn man gerne etwas Deftiges oder Spezielles essen möchte. Das kann man auch in der Rohkost. Gerade in der Rohkost sind wir in der Lage farblich wunderschöne Gerichte zu kreieren. Mit der Rohkost hat man auch die Möglichkeit relativ schnell etwas Gutes zuzubereiten.

In den meisten Speisen ist es ja auch die Gewürzkombination, die für das Geschmackserlebnis entscheidend ist. In der Rohkost hat man viele Gemüse- und Grundzutaten, die von Natur aus schon einen Grundgeschmack mit sich bringen. Meistens mehr als beim Kochen, denn wenn ich mich an Teigwaren zurückerinnere, schmecken die ja eigentlich nach Nichts.

Blumenkohl mit Currysauce

So lecker kann ein rohköstlicher Blumenkohl in Currysauce ausschauen!

Zum Beispiel ein Blumenkohl hat einen sehr hohen Eigengeschmack und muss nur noch leicht unterstützt werden. Und dann macht es Freude diesen Blumenkohl zu essen. Ein rohköstlicher Blumenkohl, ist eine ganze Mahlzeit und sie können damit sogar eine ganze Familie ernähren. Wenn sie den dagegen kochen wird’s abenteuerlich. Wenn sie einen gekochten Blumenkohl hinstellen wird die Familie wahrscheinlich reklamieren und fragen: Ist das alles heute? In der Rohkost wird es schmecken und alle sind danach satt.

Sie haben ein Zentrum für Rohkost und Gesundheit eröffnet und geben dort u.a. auch regelmäßig Rohkost-Seminare. Ist Ihnen hier ein lustiges, überraschendes Erlebnis in Erinnerung geblieben?

Dr. Urs Hochstrasser: Witziges, Überraschendes? Da passiert natürlich sehr viel. Die Frage ist nur, welches Erlebnis soll ich nun herauspicken…
Bei einem Event, wir kreierten ein Buffet, kam ein Mann rein und fragte mich, ob ich denn nie etwas Gekochtes esse? Ich antwortete, dass ich seit 20 Jahren nur Rohkost esse. Darauf sagte er zu seiner Frau: „Guck mal, so sieht jetzt ein Rohköstler aus“.

Später fragte er was noch auf dem Speiseplan stehe und was ich auftischen werde. „Ausschließlich Rohkost, wenn sie danach noch etwas mögen, kommen sie nochmals zu mir“, antwortete ich ihm. Der Mann hatte sich anschließend mehrmals am Buffet bedient und meinte danach: „Alle Achtung, ich hätte nie gedacht, dass ich heute satt werde“. Am Ende entschuldigte er sich auch für seine Aussage.

Herr Dr. Hochstrasser, vielen herzlichen Dank für das interessante und sehr lustige Interview.

Smoothies in RohkostqualitätAuf der Homepage können sich Interessierte über Herrn Dr. Urs Hochstrasser, sein Zentrum für Rohkost und Gesundheit, Seminare, kostenlose Vorträge oder auch über seine Bücher informieren.

Bitte beachten Sie: Die Informationen aus dem Interview basieren auf persönlichen Erfahrungen oder Erfahrungen anderer und sind keine medizinischen Ratschläge. Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich. Konsultieren Sie im Zweifel einen Arzt oder Heilpraktiker, wenn Sie Ihren Lebensstil oder Ihre Ernährung verändern möchten.